Freitag, 6. Januar 2012
Wichtige Eilmeldung

Soeben erreichte uns eine Nachricht von höchster Priorität, die wohlmöglich das ganze Land erschüttern wird.
Wie uns heute mitgeteilt wurde, erlag die deutsche Sprache und somit sämtliche Nutzer derselben jahrelang einem Irrtum.
Ein Anruf von Frau K. aus D. verursachte große Aufregung in unserer Redaktion und den Grund dafür wollen wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten, liebes Publikum.
Frau K., gewöhnliche Hausfrau und Mutter von drei Kindern, hatte einen Geistesblitz, der die Welt verändern könnte. Beim Putzen ihres gepflegten Vorstadtheimes, genauer gesagt beim Staubsagen des Wohnzimmers, sei ihr ein Gedanke kommen, der schon eine Weile in ihr gereift habe, den sie jedoch heute erst endgültig zu fassen bekommen habe: Was, wenn das Gegenteil des Verbs "verteidigen" nicht etwa "angreifen" ist, wie bisher angenommen, sondern, was näherliegender erscheint, "entteidigen"?
Ja, liebes Publikum, ich weiß, diese Nachricht schlägt auf den Magen und wird für einige Verwirrung und Aufregung sorgen. Das Bundesamt für die deutsche Sprache - kurz BdS - und dessen Vorsitzender, der Sprachminister Wolfgang Örter, bittet Sie alle darum, Ruhe zu bewahren, um so einer Massenpanik vorzubeugen. Er befindet sich bereits in einem Krisengespräch mit dem Duden-Chef, um schnellstmöglich eine neue, aktualisierte Duden-Ausgabe durchzusetzen. Diesbezüglich halten wir Sie natürlich auf dem Laufenden.
Doch für Sie, jetzt live am Telefon - Frau K., die ihren vollständigen Namen aus Anonymitäts- und Sicherheitsgründen nicht genannt haben möchte. Ich kann das voll und ganz verstehen, liebes Publikum, wer weiß schon, ob diese brisante Nachricht nicht den ein oder anderen skrupellosen Sprachschützer auf den Plan ruft.

> Guten Tag, Frau K., was haben sie zu Ihrer Entteidigung zu sagen?
Dienstag, 13. Dezember 2011
Jetzt, wo Weihnachten immer näher rückt, trinke ich gerne mal eine Tasse Tee. Denn Tee beruhigt ja bekanntlich Geist und Körper. Bei mir hingegen führt Tee oft zu spontanen Schweißausbrüchen und Stresssituationen. Das liegt nicht am Vorgang des Tee-Trinkens selbst, sondern einzig und allein an der Auswahl der Teesorte.
Wenn ich morgens noch halb blind in die Küche stolpere und Lust auf etwas warmes Flüssiges verspüre, steuere ich auf meine bescheidenes Tee-Sortiment zu und versuche, mich für eine Sorte zu entscheiden. Klingt schwieriger als man denkt. Denn heutzutage scheinen die Teenamensgeber alles daran zu setzen, den potentiellen Teetrinker durch klangvolle kreative Namen für sich zu gewinnen und holen sich ihre Inspiration sonstwoher, nur nicht, was am Naheliegendsten wäre, aus der Geschmacksrichtung.
Ich stehe also vor schätzungsweise acht Teesorten, alle in farbenfrohen Packungen und mit schwungvollem Schriftzug. Der erste Name fällt mir ins Auge: Morning Time. Na, das klingt doch vielversprechend, denke ich, und will schon danach greifen. Aber plötzlich halte ich inne. Morning Time? Ich zwinge meine Augen dazu, das Kleingedruckte unter dem Teenamen zu lesen. Ist auch auf Englisch. Natürlich. Anscheinend ist die deutsche Sprache nicht dafür geeignet, die Geschmacksexplosion Tee zu beschreiben. Kurz zusammengefasst: Morning Time - wärmend und energiebringend zugleich, für einen wunderbaren Start in den Tag. Klingt immer noch überzeugend. Fast zu überzeugend. Plötzlich quälen mich nagende Zweifel. Was, wenn der Tee nicht das hält, was er verspricht? Was, wenn ich zu viel erwarte, die Erwartung nicht erfüllt wird und der Tag schon mit einer Enttäuschung beginnt? Auf solche Gedanken bringt mich eine scheinbar harmlose Teeverpackung.
Ich werde mir doch wohl von dem Teenamen nicht vorschreiben lassen, wann ich ihn zu trinken habe.
Denn es geht ja noch weiter mit den dominanten Namen. Relax. Revitalise. Night Time.
Kurz spiele ich mit der Idee, allein schon aus Protest morgens Night Time und abends Morning Time zu trinken. Der Gedanke lässt mich schmunzeln. Aber mein Blick auf die Uhr holt mich wieder brutal in die Realität zurück, in der es weitaus wichtiger Hindernisse als eine simple Tasse Tee zu bewältigen gibt.
Zum Glück ist bald Weihnachten. Dann werde ich all die noch ungeöffneten Teepackungen verschenken und damit anderen Leuten das Kopfzerbrechen überlassen.
Und sollte ich trotzdem Lust auf etwas Warmes am Morgen verspüren: Heißes Wasser tut's wohl auch. Egal, ob morgens oder abends.
Donnerstag, 24. November 2011
Fingerfood heißt so, weil man es mit den Fingern isst. Mundgerechte Portionen, schön anzusehen, einfach zu handhaben, buchstäblich von der Hand in den Mund, Teller und Besteck sind überflüssig.

Warum überfällt mich dann immer, wenn ich ein Tablett mit den sorgfältig angerichteten Häppchen sehe, die kalte Angst?
Weil es für mich schlichtweg unmöglich zu sein scheint, das Fingerfood problemlos zum Mund zu führen.
Problemos, so wie alle anderen das auch schaffen: Ohne, dass etwas herunterfällt. Ohne, dass der Cracker durchbricht. Ohne, dass das mühevoll zubereitete Kleinkunstwerk lädiert wird. Wenn ich es dann endlich unter höchster Konzentration mit der Hand vor meinem Mund halte, fangen die wirklichen Schwierigkeiten erst an: Wie gelangt der Happen nun am Besten in meinen Mund, der viel zu klein zu scheint? Horizontal? Vertikal? Diagonal?
Wenn ich, was das einfachste wäre, versuche, abzubeißen, um die Portion dadurch zu halbieren, riskiere ich, dass die Hälfte, die sich noch nicht in meinem Mund befindet, sich selbstständig macht und sich auf meiner Kleidung ausbreitet.
Wenn ich indes versuche, die Portion auf einmal in den Mund zu nehmen, wie es ja eigentlich vom Zubereiter beabsichtigt ist, könnte es sein, dass ein trockener Krümel oder ein Gemüsefitzelchen dafür sorgt, dass ich mich verschlucke, rot anlaufe, huste und sich diesmal der gesamte Inhalt auf der Kleidung der Umstehenden ausbreitet. Was besonders lästig ist, da Fingerfood nunmal sehr gerne auf Hochzeiten, Geburtstagen oder anderen Empfängen, wo die Gäste in Sonntagsgaderobe erscheinen, gereicht wird.

Was bleibt mir also übrig, wenn es sich wirklich nicht vermeiden lässt, mit Fingerfood in Berührung zu kommen? Mittlerweile habe ich gelernt, mich meinen Ängsten zu stellen. Aber nicht ohne gewisse Vorsichtsmaßnahmen. Wenn ein silbernes Tablett mit den verführerisch aussehenden Häppchen vorbeischwebt, die nur darauf aus sind, mich bloßzustellen, lehne ich galant, aber bestimmt ab und warte, bis sich das Tablett, nachdem alle anderen Gäste versorgt sind, auf einem Tisch abstellt.
Nun kommt meine Chance: Betont lässig, aber aus den Augenwinkeln kontrollierend, ob mich auch niemand beobachtet, schlendere ich zu dem Tablett. Behutsam nehme ich den Happen, der mir am stabilsten, also am harmlosesten, erscheint, in eine Hand. Dann suche ich mir einen Tisch, denn Fingerfood im Stehen verzehren zu können, wie manche andere Leute, denen meine volle Verehrung gilt, wird wohl auf ewig einer meiner unerfüllten Träume bleiben. Aber ich suche mir nicht irgendeinen Tisch. Zuerst prüfe ich jeden einzelnen Tisch sorgfältig auf die Anzahl der vorhandenen Servietten, dann setze ich mich an den, auf dem die meisten liegen. Vorausgesetzt, es sitzen nicht zu viele Leute daran, die mir zusehen, mich verunsichern, mich ablenken könnten.

Wenn ich einen Platz gefunden habe, lege ich eine Serviette vor mich und stelle den Fingerfood-Happen vorsichtig darauf ab. Dann nehme ich noch eine Serviette, falte sie auf breite sie auf meinem Schoß aus. Dann noch eine letzte Serviette, die ich mir in den Kragen stecke. Sozusagen die elegante Version eines Lätzchens, falls es so etwas überhaupt geben kann.
Nun bin ich gewappnet: Drei Servietten gegen diese halbe Portion. Meine Angst schwindet, ich fühle mich stark. Trotzdem handele ich nicht zu voreilig. Vielmehr gehe ich, bevor ich den Kampf aufnehme, nochmal in mich. Ich meditiere fünfzehn Minuten lang, sage mein Mantra auf, dann geht's los.
Manchmal gewinne ich, meistens das Fingerfood. Aber ich werde nicht aufhören, an mich zu glauben. Ich weiß, ich kann das schaffen. Und jedes Mal, wenn ich es geschafft habe, dass das Essen nicht auf meiner Kleidung, sondern in meinem Magen gelandet ist, fühle ich mich euphorisch, triumpherfüllt und glücklich.
Was aber auch daran liegen kann, dass ich während dieser ganzen Prozedur das ein oder andere Glas Sekt auf leeren Magen getrunken habe.

Ach, was soll's. Anlässe, wo Sekt und ach so praktisches Fingerfood gereicht wird, sind ohnehin meistens so gerade eben noch unter meiner selbst aufgestellten Spießigkeitsgrenze.

Auf meiner Hochzeit wird es kein Fingerfood geben. Sondern nur Sekt. So einfach ist das.

So einfach? Hatte ich schon erwähnt, dass ich es enorm schwierig finde, ein volles Glas von einem Tablett zu nehmen ohne dabei nicht mindestens ein halbes Dutzend anderer voller Gläser mitzureißen?
Aber das ist ein anderes Thema.
Dienstag, 8. November 2011
Das Thema Zwillinge fasziniert und interessiert die Menschheit schon seit jeher. Behaupte ich einfach mal. Deshalb gibt es auch so viele Romane, Geschichten und Filme rund um dieses Thema. Allen voran zum Beispiel das Buch „Prinzen“ von Sonya Hartnett. Meiner Meinung ein grandioses Werk über eine tiefverwurzelte Hassliebe zwischen Zwillingsbrüdern, wo sich am Ende nicht nur der Leser, sondern auch die Brüder selbst sich fragen: Wer ist wer? Wer bin ich?
Rivalität mit einem Rivalen, der fest mit einem verbunden ist. Ein Leben ohne das Gegenstück gibt es nicht, gab es nie. Eine Situation, die sich ein Nicht-Zwilling kaum vorstellen kann. Einen Zwilling zu haben, ist etwas anderes als bloß einen Bruder oder eine Schwester zu haben.
Ich werde mich jetzt auch mal an dieser Thematik versuchen. Beim Schreiben dieses - wie soll ich es nennen? Kurzgeschichte? Innerer Monolog? - Gedankenflusses haben mich Ben Folds und Nick Hornby mit dem Album „Lonely Avenue“ begleitet. Wer meint, dass es eine bessere Mischung gibt – ich lasse mich gerne belehren.


Zwilling

Ich liebe meine Zwillingsschwester. Abgöttisch liebe ich sie. Ich kann nicht ohne sie leben. Und das sage ich nicht nur so daher wie all die anderen Leute, die nicht wissen, was es bedeutet ein Zwilling zu sein. Ich habe keinen Moment unseres Lebens ohne sie verbracht. Wir waren immer zusammen und in den wenigen Ausnahmen wussten wir immer, wo die Andere war. Merkt ihr was? Ich sage „unser Leben“. Weil es nunmal so ist. Es gibt kein „mein“ und „dein“. Von Anfang an hatten wir ein gemeinsames Zimmer, wurden zur gleichen Zeit ins Bett gesteckt, wachten fast gleichzeitig wieder auf und freuten uns wahnsinnig, uns nach den Stunden, die wir schlafend verbracht hatten, endlich wieder zu sehen. Das erste Wort, das ich sprechen konnte, war der Name meiner Schwester. So wurde es uns jedenfalls später erzählt. Unser Kleiderschrank, unsere Klamotten, unser Spielzeug. Unser Geburtstag, unsere Geschenke. Wenn man von uns sprach, sprach man von den Zwillingen oder den Mädchen. Ich und sie. Wir. Unsere Freunde? Nein, keine Freunde. Jedenfalls keine guten. Wir haben ja uns. Wozu Freunde, wenn man den besten Spielkameraden immer um sich hat? Natürlich gab es Streit, Geschrei und Tränen. Immer wieder Tränen. Wir haben uns gegenseitig zum Weinen gebracht. Ich kann sie nicht verletzten ohne auch mir weh zu tun. Sei gut zu deiner Schwester, hieß es dann. Die Rollenverteilung war ziemlich schnell klar und ist bis heute geblieben, nicht mehr zu ändern. Sie gilt als die Zarte, Liebe, Verletzliche. Früher brauchte sie nur zu Weinen und alle haben sich um sie gekümmert. Auch ich mich. Auch wenn sie meistens wegen mir weinte.
Ich die Ungestüme, Wilde, Rücksichtslose. Rücksichtslos? In den Augen der anderen vielleicht. Aber ich würde alles, alles für sie tun. Das weiß sie. Und nutzt es aus. Kein Problem, ich weiß, sie würde dasselbe für mich tun. Als Zwilling ist man nicht rücksichtslos. Auch nicht egoistisch. Man ist Zwilling.
In letzter Zeit werde ich von Zweifeln gequält. Natürlich, wir sind keine Kinder mehr, aber mir scheint, als würde unser Wir sich langsam auflösen. Wer bin ich ohne sie? Niemand. Was bin ich ohne sie? Nichts. Die Distanz geht von ihr aus. Immer öfter sagt sie „Ich“ und nicht „Wir“. Wie macht sie das? In meinem Denken gibt es nur uns und das Wort „Ich“ geht mir kaum über die Lippen. Sie sagt, wir sollten anfangen, ein eigenes Leben zu leben. Ich sage, wir leben doch ein eigenes Leben. Unser Leben. Sie sagt, du verstehst nicht: Mein Leben, dein Leben. Mein Leben? Ich habe kein Leben ohne dich, sage ich. Ich weiß sagt sie. Ich brauche kein Leben ohne dich, ich will kein Leben ohne dich, sage ich. Du bist meine Schwester, du bist mein Zwilling, du bist ich. Sie sagt, sie will nicht ich sein. Sie will sie selbst sein. Mir war klar, dass sie diesen Satz irgendwann sagen würde. Sie würde ihn sagen, weil sie die Stärkere von uns beiden ist, auch wenn alle anderen denken, dass ich es bin. Sie ist die Stärkere. Sie weiß das. Ich weiß das. Sie hat den Satz gesagt, vor dem ich immer Angst hatte. Den Satz, den ich niemals sagen würde. Der Satz steht nun zwischen uns. Etwas steht nun zwischen uns. Es wird nie wieder so sein wie es war. Sie nimmt mich in den Arm und sagt, es würde sich gar nicht so viel ändern. Das ist ein Lüge. Sie weiß das. Ich weiß das. Wir sind Zwillinge. Wir waren Zwillinge? Ich weine, aber niemand kommt herbeigelaufen, um meine Tränen zu trocknen. Unsere Tränen. Denn auch sie weint jetzt. Wir stehen da, schauen unserem Ebenbild ins Gesicht und weinen. Es ist ihre Schuld. Warum, warum probiert sie das Unmögliche – uns zu trennen? Ich dachte immer, niemand könnte uns trennen. Unzertrennlich – was für ein Wort. Aber wir können uns trennen. Sie hat uns soeben getrennt. Warum tut sie das? Es tut weh. Ihr doch genauso. Warum tut sie uns das an? Ich will sie nicht verstehen, will nicht nachvollziehen, warum sie diesen Schritt gemacht. Sie, meine Schwester, mein anderes Ich. Sie, die schon lange auf diesen Schritt hingearbeitet hat, während ich nur zu gerne so getan habe, als würde ich es nicht merken. Sie, die schon lange sie selbst ist. Nur mich muss sie noch loswerden. Denkt sie wirklich, dass kann sie? Mich loswerden? Mich? Nicht nur ein Teil ihres Lebens, sondern ein Teil von ihr.
Ich hasse meine Schwester. Ich hasse meinen Zwilling. Ich hasse sie, weil ich sie so sehr liebe. Ich liebe sie, wie ich mich liebe. Ich hasse mich.
Dienstag, 25. Oktober 2011
Kennt ihr die Szene aus "Die fabelhafte Welt der Amélie" wo der gescheiterte Schriftsteller aus der Bar rauskommt, durch Paris läuft und dann an einer Hauswand ein Zitat aus seinem Buch sieht, das jemand dahin gesprayt hat? Seine Laune bessert sich schlagartig und beschwingt pfeifend, mit den Händen in den Hosentaschen springt er leichtfüßig über eine metallene Absperrkette.
Heute auf dem Parkplatz habe ich auch so eine Absperrkette gesehen und da kam mir die spontane Idee, ich könnte ja einen ebenso gewagten Sprung hinlegen. Also los geht's: Hände in die Hosentaschen, locker, entspannt und fröhlich wirken und erst das eine, kurz darauf das andere Bein über die Kette schwingen. Wie man sich denken kann, hat's nicht so ganz geklappt. Meine Füße verheddern sich, ich strauchle, falle fast in eine Pfütze. Leider niemand da, der es gesehen hat und über mich lachen könnte. Also mach ich das eben selbst.
Sonntag, 23. Oktober 2011
Wenn man eine Lüge oft genug erzählt, glaubt man sie irgendwann selbst.
Freitag, 21. Oktober 2011
Sehr geehrter Besuch,
ich freue mich auf Ihr Kommen, das ich so lang ersehnt habe. Allerdings, ist mir jetzt, da mein Traum kurz davor ist, sich zu erfüllen, klar geworden, dass ich Sie lieber doch nicht bei mir haben möchte. Also versuche ich Ihnen auf diesem Wege mitzuteilen, dass Sie mir einen großen Gefalle täten, wenn Sie Ihr Vorhaben auf unbestimmte Zeit verschieben würden.
Es hat nichts mit Ihnen persönlich zu tun, vielmehr muss ich Ihnen danken, da Sie mir geholfen haben, herauszufinden, was ich wirklich will. Ich will keinen Besuch. Jetzt nicht und auch später nicht. Ich hoffe, dass stößt Ihrerseits auf Verständis. Falls Sie den Kontakt mit mir abrechen wollen, kann ich das voll und ganz nachvollziehen, da dies das eigentliche Bestreben meinerseits war.
Leben Sie wohl.
Freitag, 21. Oktober 2011
Geisterstunde.
Gruseliges, viel zu realitätsnahes Hörspiel hören.
Vorher sehr abgehobene Musik. Bonaparte. Kennt man mittlerweile, oder? Hör ich mir öfters an und denke dann: Kunst pur, aber auf ein Konzert von denen würde ich trotzdem nicht.
Geisterstunde.
Noch ist alles gut. Das Licht ist an, es gibt noch einige Lebenszeichen von anderen. Aber was wird später sein? Werde ich mich dann noch bewegen können? Oder werde ich starr vor Angst sein? Besser mache ich nun die Vorhänge zu, falls es nachher nicht mehr geht. Warum macht Angst haben manchmal Spaß? Wohl dosierte Angst, versteht sich. Angst im hellerleuchteten Drinnen mit Blick ins dunkle Draußen. Angst, die man jederzeit abstellen, ausschalten, kontrollieren kann. Eigentlich noch nichtmal Angst, eher Nervenkitzel.
Frage aus dem Philosophie-Unterricht: Was ist der Unterschied zwischen Angst und Furcht? Welches Gefühl geht tiefer? Die Antwort: Vergessen, falls es überhaupt eine gab. Wahrscheinlich eher nicht, wie immer in Philosophie. Endlose Endlosdiskussionen. Man dreht sich im Kreis und fühlt sich schlauer als der Rest.

Frage zum Schluss: Wenn man am Ende von "Toy Story 3" Tränen in den Augen hat, ist man dann nah am Wasser gebaut?
Donnerstag, 13. Oktober 2011
Pfannkuchen wecken eine Menge Erinnerungen in ihr.

Sie erinnert sich an vergangene Kindheitstage, wo die Mutter morgens jedes Kind nach seinen Pfannkuchenwünschen fragte, sie sich den ganzen Tag auf das Mittagessen freute und ihr dann beim Heimkommen schon der köstlichste aller Düfte entgegenwehte.

Sie erinnert sich an das gemeinsame Pfannkuchbacken mit dem Vater am Wochenende. Er zeigte ihnen alle Tricks, die der Profipfannkuchenbäcker braucht, aber bloß das Naschen nicht vergessen. So viel Naschen, dass sie später nochmal neuen Teig machen musste, weil nicht alle satt geworden waren.

Dann schaut sie im Jetzt auf ihren Teller, auf die Pfannkuchen, die sie alleine machen musste, weil niemand da ist, mit dem sie sie zusammen backen kann.
Sie schaut auf die misslungenen Pfannkuchen und sie wünscht sich in die Vergangenheit zurück.
Und sie weint.
Donnerstag, 13. Oktober 2011
Jux
Ich wäre gern ein dynamisches Hochregallager.
Dann wäre ich groß, größer als alle.
Man würde zu mir aufschauen.
Dann würde ich gebraucht.
Man würde täglich auf mich zurückgreifen.
Dann wäre ich dynamisch, versteht sich ja wohl von selbst.
Dynamisch, beweglich, elegant.
Nicht zuletzt wäre ich ein Palindrom.
Zumindest die eine Hälfte von mir.
Das wäre wunderbar.
Ich wollte schon immer mal ein Palindrom sein.