Happy Birthday
Geburtstag.
Erst morgen, aber heute wird reingefeiert. Mitternacht im Mittelpunkt. Das baldige Geburtstagskind sowieso, trinkend, einnehmend, laut.
Bowle aus Plastikbechern. Statt Salzstangen Salzbrezeln, wie gewagt.
Die Gäste tröpfeln herein und werden umgehend zum Trinkspiel eingeladen, Neins ungern akzeptiert.
Was ist dümmer als beim Trinkspiel mitzumachen? Beim Trinkspiel zuschauen.
Grelles Licht, runder Tisch, Gelächter. Steht gegen schummrigen Flur, Sofa, Gespräche.
Zum Rauchen bitte nach draußen und da ist das Bad. Nudelsalat vom Pappteller gefällig?
Der Datumswechsel rückt näher. Ach, ist es schon soweit? Ständchen singen, Geschenk überreichen, Umarmungen. Herzlichen Glückwunsch. Stößchen!
Ab wann ist es nicht mehr unhöflich, sich schon zu verabschieden?
Getanzt wird nicht, jemand wippt mit dem Fuß zum Takt der Mainstreammusik, das ist das höchste der Gefühle.
Der Rest unterhält sich schleppend oder gar nicht.
Hauptsache, das Geburtstagskind hat seinen Spaß.
Ich nippe an dem Billiggetränk, das ich mitgebracht habe, aber selbst nicht mag, und beobachte smalltalkend, den Gegenüber genau unter die Lupe nehmend.
Er, mit den langen dunkeln Wimpern. Redet zu viel. Freue mich, wenn er meinen Namen sagt.
Er, den ich vielleicht sympathisch gefunden hätte. Finde ich nicht sympathisch.
Hier, der Schüchterne, durch den Alkohol enthemmt und in Tanzlaune, traut sich aber nicht.
Fotos! kreischt das Geburtstagskind, wir müssen Fotos machen!
Wir machen Fotos. Wir lächeln, wir haben Spaß.
Sie, die schon vor Mitternacht gehen und gar nicht lange bleiben wollte, tänzelt im Kostüm herein und findet sich zum Brüllen komisch.
Ich lasse meine Gedanken schweifen und den Blick zur Uhr.
Nur der harte Kern, zu dem ich auch gehöre, weil das irgendwie von mir erwartet wird, ist noch da und brüstet sich damit.
Müde Scherze. Letzte Schlucke.
Ich breche auf. Das Geburtstagskind in einen Eimer. Herzlichen Glückwunsch.
Morgens sage ich: Abends ist meine Zeit.
Abends sage ich: Morgens ist meine Zeit.
Mittags: schlafe ich.
Im Kino IV
"Seelen" - lang erwartet, schwer enttäuscht. Wieder mal ein Beispiel dafür, dass aus einem guten Roman ganz schnell ein oberflächlicher Film werden kann.
Denn "Seelen" ist ein guter Roman von Stephenie Meyer, ein spannender Roman, facettenreich, mitreißend und natürlich auch ein bisschen schnulzig. Genauso wie die Twilight-Bücher, die in Filmform zur Twilight-Saga wurden - groß, bombastisch und effektheischend.
Auf der Leinwand bietet "Seelen" kaum Spannung. Die Komplexität des Themas Mensch vs. Alien, das nun wirklich nicht gerade neu ist, im Buch aber neu aufgegriffen wird, fällt unter den Tisch, wo auch ein paar dieser Sätze hingehören, die tatsächlich gesagt werden, nicht nur einmal, wie z.B.: Das hier ist Krieg oder: Sie ist der Feind.
Standardsätze, die keine Standardsätze sein sollten, eben weil sie so klischeebedienend sind, und wohl den Ernst der Lage deutlich machen wollen.
Das Facettenreichtum und die Spannung lassen also zu wünschen übrig.
Was bleibt ist die Schnulze, aber davon viel:
Küsse im Regen, leider nicht nur einmal, was schon zu viel wäre. Verwaschene Rückblenden in warmen Farben und Erinnerungen an Sommertage, wo die Welt noch in Ordnung war. Stockende Stimmen, die ständig behutsam auf der Suche nach den richtigen Worten zu sein scheinen, in flachen und lahmen Dialogen, die sich ständig wiederholen, hat man den Eindruck. Tränen, Sonnenuntergänge, Geigen, Gefühlswirrwar. Das alles immerhin vor einer eindrucksvollen landschaftlichen Kulisse, der man, wenn man sich Mühe gibt, nicht sofort ansieht, dass sie am Computer erstellt wurde.
Die Menschen zeigen wie der Höhlenmensch von heute lebt: Ausgestattet mit allen Raffinessen, macht er es sich in exakt rechtwinkligen Räumen unter der Erde gemütlich, gekleidet vorzugsweise in braunen, grünen und roten Farben im täglich wechselnden Hipster-Outfit.
Um es dem Zuschauer besonders leicht zu machen, die Gegensätze zwischen Menschen und Seelen zu erkennen, ist alles, was die Seelen betrifft futuristisch, verchromt und in Silber-, Grau-, und Weißtönen gehalten.
Zwischen diesen beiden Fronten steht also eine Seele, die in den Körper einer Widerständlerin eingesetzt wurde, und schon nach kurzer Zeit feststellen muss, dass sie nicht alleine in dem Körper ist, denn Mel, die starke Kämpferin, ist auch noch da. Wanda, die Seele, selbst für ihre Spezies auffällig gutmütig, ist in einem Zwiespalt gefangen.
Ich auch. Ich weiß nicht, ob ich ihr, meiner Meinung nach gelungen verkörpert und gespielt von Saoirse Ronan, ob ihrer Verletzlichkeit und den verschreckten blauen Augen den Kopf tätscheln oder eben diesen gegen die Wand hauen soll wegen ihrer nervtötenden eintönigen und nachsichtigen Stimme, deren Emotionslosigkeit so gar nicht zu der vielfältigen Mimik passen mag - wirklich das einzig facettenreiche an diesem Film.
Ich glaube, ich muss ihr den Kopf tätscheln. Für ihre Stimme kann sie ja nichts, da sollte ich mir wohl lieber die Synchronsprecherin vorknöpfen.
"Seelen": Den Roman unbedingt lesen, den Film eher meiden.
Ein Gedicht, ein Gedicht
Ich will
Ich will nur
Ich will spielen
Ich will keine Schokolade
Ich will sterben
Inspiriert von
hier.
Die Vermessung der Welt
Wie wird aus einem so guten Buch ein so schlechter Film? Nicht gewusst, ob ich lachen oder weinen sollte. Konnte ihn nicht bis zum Ende schauen. Und was finden überhaupt alle an diesem Florian David Fitz?
Wenn das nicht treu ist...
Wahre Worte?
"Aber immer dann, wenn ein Mensch etwas ganz Bestimmtes auf dieser Welt gefunden hat, das ihm hilft, seine Angst erträglicher zu machen, hat er sich bereits eine neue Angst eingehandelt. Es ist die Angst, daß er das, was er liebt, wieder verliert. Sobald er spürt, daß jemand kommt und ihm das wegzunehmen droht, was er so nötig braucht, um all die verschiedenen Bedrohungen in seinem Leben aushalten, kontrollieren zu können, bekommt diese Angst einen sehr präzisen Namen: Haß."
Gerald Hüther, Biologie der Angst
Dialog am Morgen
- Ich habe fast zwölf Stunden geschlafen. Ich konnte einfach nicht aufstehen.
- Wie fühlst du dich?
- Müde.
Regensonntag
Das Wetter hat mich drei Filme schauen lassen:
Oh Boy.
Django Unchained.
Leroy.