Mittwoch, 28. September 2011
Ein Haus mit Blick aufs Meer. Wer träumt nicht davon? Aber was, wenn der Traum dann wahr wird? Den Blick gedankenlos in die Ferne schweifen lassen. Die Wellen, die Boote, der Horizont. Sehnsucht nach etwas, das man doch jetzt hat. Dann wird der Traum zum Alltag und ist kein Traum mehr. Ab und zu schaut man noch aufs Meer, flüchtig, im normalen Stress. Ein schlechtes Gewissen, weil man nicht gemerkt hat, wann man aufgehört hat zu träumen.
Dienstag, 27. September 2011
Heute in den Nachrichten mehrmals gehört, dass immer mehr Leute internetsüchtig sind. Mehr als 4 Stunden am Tag online? Nichts leichter als das. Aber wer sich dennoch nicht sicher ist, ob er süchtig nach der ach so bunten, viel besseren Parallelwelt ist, kann natürlich auch einen Test machen. Online selbstverständlich. Welch Ironie.

Das andere große Thema in den Nachrichten: Organspende. Ich habe einen Organspendeausweis, in dem ich gestatte, dass "nach der ärztlichen Feststellung meines Todes meinem Körper Organe und Gewebe entnommen werden." Vorbildlich.

Nun diese beiden Themen kombinieren: Kann man die Leber eines alkoholsüchtigen nochmal verwenden? Wohl eher nicht. Kann man die Organe eines Internetsüchtigen noch gebrauchen? Oder gibt es da etwa ungeahnte Risiken? So weit ist die Forschung wohl noch nicht. Aber wenn alle Organe von Internetsüchtigen unbrauchbar sind und bald alle in der Gesellschaft internetsüchtig sind, stehen wir wohl vor einem gewaltigen Problem. Aber das interessiert uns dann auch nicht mehr, denn wir können ja einfach ins Paralleluniversum abtauchen und alles andere vergessen. Problem gelöst.

So, genug fantasiert.
Ich habe einen neuen Wecker. Das Gute daran: Er klingelt genauso wie mein allererster Wecker, den ich zur Einschulung bekommen habe. Kindeheitserinnerungen.
Das Schlimme daran: Er tickt. Laut. Zu laut tickende Uhren machen mich nervös. Kann dann nicht einschlafen. Oder zumindest rede ich mir ein, dann nicht einschlafen zu können.
Letzens ein Buch über eine Frau mit einer Zwangsneurose gelesen. Sie muss einfach immer alles zählen, zählen, zählen. Dabei stört sie, dass sämtliche Einheiten des Alltagsgebrauchs auf Zehnern basieren - Kilogramm, Kilometer, etc. Nur die Zeit wird anders gemessen. Der Tag könnte ja auch aus 10 Stunden mit je 144 Minuten bestehen.

"Wechseln Sie sofort die Batterie oder stellen Sie auf externe Stromversorgung um, um Datenverlust zu verhindern."
Do I have the permission to leave?
Hundertzwanzig Kilometer geht es nur geradeaus. Nein, nicht ganz, zwei mal abbiegen nicht vergessen. Immer geradeaus, das einzige Auto weit und breit. Die Fahrbahnmarkierungen sind der einzige Begleiter. Könnte auch auf der Gegenspur fahren. Es stört niemanden. Der Inbegriff von Freiheit? Einfach fahren, an nichts denken, auf nichts achten müssen. Keine Rücksicht nehmen, aber doch zurück blicken. Der Blick zurück im Rückspiegel, in dem die Landschaft so anders, so vielversprechender aussieht als das, was vor mir liegt. Die Geschwindigkeitsbegrenzung konstant überschreiten, es kümmert keinen. Fühle mich wie in einem Poster. Das Poster, was jeder kennt. Eine leere Straße, die auf einen Berg zuführt, irgendwo in Amerika, Australien, whatsoever. Der Berg ist das Ziel? Der Weg ist das Ziel? Alles wirkt surreal, verlassene Zivilisation, marode Gebäude. Keine Geräusche, nur das Surren der Reifen auf der Straße und das Rauschen im Radio, das keinen Sender findet. Weltuntergangszenario. Vielleicht ist die Welt schon untergegangen, aber hat mich vergessen. Allein auf einer Welt, die es nicht mehr gibt. Nicht der letzte Mensch auf der Erde, sondern der letzte Mensch im Nichts.
Letztens die Spülbürsten in der Spülmaschine gefunden. Wer spült denn die Spülbürsten in der Spülmaschine? Das wär ja so, als würde man eine Spülmaschine in einer Spülmaschine spülen. Gibt es Spülmaschinen für Spülmaschinen? Hab ich gerade etwa eine Marktlücke entdeckt? Nur so ein Gedanke.
Freitag, 23. September 2011
Heute geht es auf in die große Stadt. Endlich etwas Anonymität. Allein unter vielen. Bloß nicht auffallen. Treiben lassen. Umherschlendern. In der Buchhandlung vergraben bis es dunkel wird. So tun, als wäre ich eine erfahrene Weltenbummlerin, Einzelgängerin. Ich brauche niemanden, niemand braucht mich. Von außen durch die Fenster der Cafés, Restaurants und Clubs spähen. Aber nur kurz, bloß keine Sehnsucht aufkommen lassen. Ich will ja gar nicht dazu gehören. Ich stehe lieber am Rand und schaue zu. Und warte auf den Augenblick, wo er ganz zufällig mit mir zusammenstößt. 'Oh, Entschuldigung, hab dich gar nicht gesehen. Moment, ich helf dir beim Aufsammeln. Kann ich dich auf nen Kaffee einladen?' Schön wärs. Aber ich trinke keinen Kaffe. Weil ich keinen Kaffee trinke, werde ich wohl für immer unsichtbar bleiben. Welch tragisches Schicksal.
Donnerstag, 22. September 2011
Und immer wieder Erinnerungen an diesen einen Abend, diesen einen Typen. Man merkt, wenn man seinem Seelenverwandten begegnet. Ich habe ihn getroffen. In einem Club mit schlechter Musik. Wir beide zu schüchtern, um den ersten Schritt zu machen. Sein Kumpel hat dann schließlich alles geregelt. Eine halbe Stunde ist viel zu wenig Zeit. Danach nie wieder gesehen. Vielleicht vertippt, als ich ihm meine Nummer gab. Vielleicht doch nicht seelenverwandt. Alles schon viel zu lange her. Weiß ich noch, wie er aussieht? Danach Vorwürfe gemacht. Hätte ich ihn doch mal früher angesprochen. Warum hab ich mir nicht seine Nummer geben lassen? Wir hätten zusammen glücklich werden können. Diese Augen. Nach dem Abschied nochmal umgedreht. Der klischeehafte Blick zurück, der in diesem Moment aber gar nicht klischeehaft schien. Könnte ich doch nur die Zeit zurückdrehen. Weiß seinen Namen, weiß ungefähr, wo er wohnt. Zu feige, ihn zu suchen. Vielleicht war ich für ihn ja nur irgendwer. Jetzt ist es zu spät, Chance verpasst. Letzte Nacht von ihm geträumt. Leider aufgewacht. Sauer auf mich selbst.
Mittwoch, 21. September 2011
Ein neuer Blog. Ein neues Leben. Ich brauche dieses Anonymität. Gehe in mich, indem ich mich der virtuellen Welt öffne. Egal, ob es jemand liest oder nicht. Wie ein innerer Monolog. Einfach die Gedanken fließen lassen. Die besten Gedanken kommen nachts, kurz vor dem Einschlafen. Man bekommt sie kaum zu fassen,deshalb sind sie ja so gut. Flüchtige Geistesblitze, die man am nächsten Tag wieder vergessen hat, obwohl man so so fest entschlossen war, sie zu behalten. Gestern Abend hatte ich so viele Ideen, die ich der Nachwelt auf keinen Fall vorenthalten wollte. Heute weiß ich nichts mehr, jegliche Inspiration ist weg. Auf heute Nacht warten.