Hundertzwanzig Kilometer geht es nur geradeaus. Nein, nicht ganz, zwei mal abbiegen nicht vergessen. Immer geradeaus, das einzige Auto weit und breit. Die Fahrbahnmarkierungen sind der einzige Begleiter. Könnte auch auf der Gegenspur fahren. Es stört niemanden. Der Inbegriff von Freiheit? Einfach fahren, an nichts denken, auf nichts achten müssen. Keine Rücksicht nehmen, aber doch zurück blicken. Der Blick zurück im Rückspiegel, in dem die Landschaft so anders, so vielversprechender aussieht als das, was vor mir liegt. Die Geschwindigkeitsbegrenzung konstant überschreiten, es kümmert keinen. Fühle mich wie in einem Poster. Das Poster, was jeder kennt. Eine leere Straße, die auf einen Berg zuführt, irgendwo in Amerika, Australien, whatsoever. Der Berg ist das Ziel? Der Weg ist das Ziel? Alles wirkt surreal, verlassene Zivilisation, marode Gebäude. Keine Geräusche, nur das Surren der Reifen auf der Straße und das Rauschen im Radio, das keinen Sender findet. Weltuntergangszenario. Vielleicht ist die Welt schon untergegangen, aber hat mich vergessen. Allein auf einer Welt, die es nicht mehr gibt. Nicht der letzte Mensch auf der Erde, sondern der letzte Mensch im Nichts.


bluemoewe am 19.Okt 11  |  Permalink
Schön...
Ich sehe das Bild vor mir.
Vielleicht ist der Weltuntergang wirklich an uns vorbeigegangen, hat nur uns zurückgelassen.
Uns, und unsere Träume.
Oder sind vielleicht auch wir selbst der Weltuntergang...?