Dienstag, 27. September 2011
Heute in den Nachrichten mehrmals gehört, dass immer mehr Leute internetsüchtig sind. Mehr als 4 Stunden am Tag online? Nichts leichter als das. Aber wer sich dennoch nicht sicher ist, ob er süchtig nach der ach so bunten, viel besseren Parallelwelt ist, kann natürlich auch einen Test machen. Online selbstverständlich. Welch Ironie.

Das andere große Thema in den Nachrichten: Organspende. Ich habe einen Organspendeausweis, in dem ich gestatte, dass "nach der ärztlichen Feststellung meines Todes meinem Körper Organe und Gewebe entnommen werden." Vorbildlich.

Nun diese beiden Themen kombinieren: Kann man die Leber eines alkoholsüchtigen nochmal verwenden? Wohl eher nicht. Kann man die Organe eines Internetsüchtigen noch gebrauchen? Oder gibt es da etwa ungeahnte Risiken? So weit ist die Forschung wohl noch nicht. Aber wenn alle Organe von Internetsüchtigen unbrauchbar sind und bald alle in der Gesellschaft internetsüchtig sind, stehen wir wohl vor einem gewaltigen Problem. Aber das interessiert uns dann auch nicht mehr, denn wir können ja einfach ins Paralleluniversum abtauchen und alles andere vergessen. Problem gelöst.

So, genug fantasiert.
Ich habe einen neuen Wecker. Das Gute daran: Er klingelt genauso wie mein allererster Wecker, den ich zur Einschulung bekommen habe. Kindeheitserinnerungen.
Das Schlimme daran: Er tickt. Laut. Zu laut tickende Uhren machen mich nervös. Kann dann nicht einschlafen. Oder zumindest rede ich mir ein, dann nicht einschlafen zu können.
Letzens ein Buch über eine Frau mit einer Zwangsneurose gelesen. Sie muss einfach immer alles zählen, zählen, zählen. Dabei stört sie, dass sämtliche Einheiten des Alltagsgebrauchs auf Zehnern basieren - Kilogramm, Kilometer, etc. Nur die Zeit wird anders gemessen. Der Tag könnte ja auch aus 10 Stunden mit je 144 Minuten bestehen.

"Wechseln Sie sofort die Batterie oder stellen Sie auf externe Stromversorgung um, um Datenverlust zu verhindern."
Do I have the permission to leave?
Hundertzwanzig Kilometer geht es nur geradeaus. Nein, nicht ganz, zwei mal abbiegen nicht vergessen. Immer geradeaus, das einzige Auto weit und breit. Die Fahrbahnmarkierungen sind der einzige Begleiter. Könnte auch auf der Gegenspur fahren. Es stört niemanden. Der Inbegriff von Freiheit? Einfach fahren, an nichts denken, auf nichts achten müssen. Keine Rücksicht nehmen, aber doch zurück blicken. Der Blick zurück im Rückspiegel, in dem die Landschaft so anders, so vielversprechender aussieht als das, was vor mir liegt. Die Geschwindigkeitsbegrenzung konstant überschreiten, es kümmert keinen. Fühle mich wie in einem Poster. Das Poster, was jeder kennt. Eine leere Straße, die auf einen Berg zuführt, irgendwo in Amerika, Australien, whatsoever. Der Berg ist das Ziel? Der Weg ist das Ziel? Alles wirkt surreal, verlassene Zivilisation, marode Gebäude. Keine Geräusche, nur das Surren der Reifen auf der Straße und das Rauschen im Radio, das keinen Sender findet. Weltuntergangszenario. Vielleicht ist die Welt schon untergegangen, aber hat mich vergessen. Allein auf einer Welt, die es nicht mehr gibt. Nicht der letzte Mensch auf der Erde, sondern der letzte Mensch im Nichts.
Letztens die Spülbürsten in der Spülmaschine gefunden. Wer spült denn die Spülbürsten in der Spülmaschine? Das wär ja so, als würde man eine Spülmaschine in einer Spülmaschine spülen. Gibt es Spülmaschinen für Spülmaschinen? Hab ich gerade etwa eine Marktlücke entdeckt? Nur so ein Gedanke.