Erkenntnis des Tages:
Am Steuer weinen erschwert das Autofahren.
Ich finde die Vorschläge-Funktion bei Google großartig. Sie führt manchmal zu sehr amüsanten Ergebnissen und tiefgreifenden Erkenntnissen.
Gerade habe ich "Philip Poisel" eingegeben. Ich war noch nicht fertig, da kam schon als Vorschlag "Philip Poisel Sprachfehler". Stimmt, jetzt, wo ich so darüber nachdenke. Bisher nahm ich immer an, er würde absichtlich so undeutlich - nein, undeutlich ist das falsche Wort - so nasal - nein, das trifft es auch nicht - sprechen, um wie Jan Delay zu klingen. An die Möglichkeit eines Sprachfehlers hatte ich gar nicht gedacht. Aber wenn man jetzt mal genau hinhört...
Ich stöbere ein bisschen und stoße auf Bilder und Videos des Künstlers. Warum habe ich das bis jetzt noch nicht gemacht? Weil ich seine Musik gut fand, alles Weitere hat mich nicht interessiert. Aber jetzt habe ich einen eher unsympatischen Eindruck von seiner Person und werde die Lieder, wenn ich sie überhaupt noch hören will, wohl mit anderen Ohren hören.
Ich wusste gar nicht, dass ich so oberflächlich bin.
Ich finde die Vorschläge-Funktion bei Google völlig überflüssig.
Jetzt, wo Weihnachten immer näher rückt, trinke ich gerne mal eine Tasse Tee. Denn Tee beruhigt ja bekanntlich Geist und Körper. Bei mir hingegen führt Tee oft zu spontanen Schweißausbrüchen und Stresssituationen. Das liegt nicht am Vorgang des Tee-Trinkens selbst, sondern einzig und allein an der Auswahl der Teesorte.
Wenn ich morgens noch halb blind in die Küche stolpere und Lust auf etwas warmes Flüssiges verspüre, steuere ich auf meine bescheidenes Tee-Sortiment zu und versuche, mich für eine Sorte zu entscheiden. Klingt schwieriger als man denkt. Denn heutzutage scheinen die Teenamensgeber alles daran zu setzen, den potentiellen Teetrinker durch klangvolle kreative Namen für sich zu gewinnen und holen sich ihre Inspiration sonstwoher, nur nicht, was am Naheliegendsten wäre, aus der Geschmacksrichtung.
Ich stehe also vor schätzungsweise acht Teesorten, alle in farbenfrohen Packungen und mit schwungvollem Schriftzug. Der erste Name fällt mir ins Auge: Morning Time. Na, das klingt doch vielversprechend, denke ich, und will schon danach greifen. Aber plötzlich halte ich inne. Morning Time? Ich zwinge meine Augen dazu, das Kleingedruckte unter dem Teenamen zu lesen. Ist auch auf Englisch. Natürlich. Anscheinend ist die deutsche Sprache nicht dafür geeignet, die Geschmacksexplosion Tee zu beschreiben. Kurz zusammengefasst: Morning Time - wärmend und energiebringend zugleich, für einen wunderbaren Start in den Tag. Klingt immer noch überzeugend. Fast zu überzeugend. Plötzlich quälen mich nagende Zweifel. Was, wenn der Tee nicht das hält, was er verspricht? Was, wenn ich zu viel erwarte, die Erwartung nicht erfüllt wird und der Tag schon mit einer Enttäuschung beginnt? Auf solche Gedanken bringt mich eine scheinbar harmlose Teeverpackung.
Ich werde mir doch wohl von dem Teenamen nicht vorschreiben lassen, wann ich ihn zu trinken habe.
Denn es geht ja noch weiter mit den dominanten Namen. Relax. Revitalise. Night Time.
Kurz spiele ich mit der Idee, allein schon aus Protest morgens Night Time und abends Morning Time zu trinken. Der Gedanke lässt mich schmunzeln. Aber mein Blick auf die Uhr holt mich wieder brutal in die Realität zurück, in der es weitaus wichtiger Hindernisse als eine simple Tasse Tee zu bewältigen gibt.
Zum Glück ist bald Weihnachten. Dann werde ich all die noch ungeöffneten Teepackungen verschenken und damit anderen Leuten das Kopfzerbrechen überlassen.
Und sollte ich trotzdem Lust auf etwas Warmes am Morgen verspüren: Heißes Wasser tut's wohl auch. Egal, ob morgens oder abends.
Wie heißt bloß dieser vermaledeite Song, von dem ich nur eine sekundenlange Sequenz im Ohr habe, die sich umso schneller verflüchtigt, je krampfhafter ich versuche, mich an sie zu erinnern.
Willkommen, schlaflose, gedankendurchwälzte Nacht.
"Sein Humor war schlecht.
Seine Zähne auch."
"Harmless? Killing a poor defenseless dragon?"
Fingerfood heißt so, weil man es mit den Fingern isst. Mundgerechte Portionen, schön anzusehen, einfach zu handhaben, buchstäblich von der Hand in den Mund, Teller und Besteck sind überflüssig.
Warum überfällt mich dann immer, wenn ich ein Tablett mit den sorgfältig angerichteten Häppchen sehe, die kalte Angst?
Weil es für mich schlichtweg unmöglich zu sein scheint, das Fingerfood problemlos zum Mund zu führen.
Problemos, so wie alle anderen das auch schaffen: Ohne, dass etwas herunterfällt. Ohne, dass der Cracker durchbricht. Ohne, dass das mühevoll zubereitete Kleinkunstwerk lädiert wird. Wenn ich es dann endlich unter höchster Konzentration mit der Hand vor meinem Mund halte, fangen die wirklichen Schwierigkeiten erst an: Wie gelangt der Happen nun am Besten in meinen Mund, der viel zu klein zu scheint? Horizontal? Vertikal? Diagonal?
Wenn ich, was das einfachste wäre, versuche, abzubeißen, um die Portion dadurch zu halbieren, riskiere ich, dass die Hälfte, die sich noch nicht in meinem Mund befindet, sich selbstständig macht und sich auf meiner Kleidung ausbreitet.
Wenn ich indes versuche, die Portion auf einmal in den Mund zu nehmen, wie es ja eigentlich vom Zubereiter beabsichtigt ist, könnte es sein, dass ein trockener Krümel oder ein Gemüsefitzelchen dafür sorgt, dass ich mich verschlucke, rot anlaufe, huste und sich diesmal der gesamte Inhalt auf der Kleidung der Umstehenden ausbreitet. Was besonders lästig ist, da Fingerfood nunmal sehr gerne auf Hochzeiten, Geburtstagen oder anderen Empfängen, wo die Gäste in Sonntagsgaderobe erscheinen, gereicht wird.
Was bleibt mir also übrig, wenn es sich wirklich nicht vermeiden lässt, mit Fingerfood in Berührung zu kommen? Mittlerweile habe ich gelernt, mich meinen Ängsten zu stellen. Aber nicht ohne gewisse Vorsichtsmaßnahmen. Wenn ein silbernes Tablett mit den verführerisch aussehenden Häppchen vorbeischwebt, die nur darauf aus sind, mich bloßzustellen, lehne ich galant, aber bestimmt ab und warte, bis sich das Tablett, nachdem alle anderen Gäste versorgt sind, auf einem Tisch abstellt.
Nun kommt meine Chance: Betont lässig, aber aus den Augenwinkeln kontrollierend, ob mich auch niemand beobachtet, schlendere ich zu dem Tablett. Behutsam nehme ich den Happen, der mir am stabilsten, also am harmlosesten, erscheint, in eine Hand. Dann suche ich mir einen Tisch, denn Fingerfood im Stehen verzehren zu können, wie manche andere Leute, denen meine volle Verehrung gilt, wird wohl auf ewig einer meiner unerfüllten Träume bleiben. Aber ich suche mir nicht irgendeinen Tisch. Zuerst prüfe ich jeden einzelnen Tisch sorgfältig auf die Anzahl der vorhandenen Servietten, dann setze ich mich an den, auf dem die meisten liegen. Vorausgesetzt, es sitzen nicht zu viele Leute daran, die mir zusehen, mich verunsichern, mich ablenken könnten.
Wenn ich einen Platz gefunden habe, lege ich eine Serviette vor mich und stelle den Fingerfood-Happen vorsichtig darauf ab. Dann nehme ich noch eine Serviette, falte sie auf breite sie auf meinem Schoß aus. Dann noch eine letzte Serviette, die ich mir in den Kragen stecke. Sozusagen die elegante Version eines Lätzchens, falls es so etwas überhaupt geben kann.
Nun bin ich gewappnet: Drei Servietten gegen diese halbe Portion. Meine Angst schwindet, ich fühle mich stark. Trotzdem handele ich nicht zu voreilig. Vielmehr gehe ich, bevor ich den Kampf aufnehme, nochmal in mich. Ich meditiere fünfzehn Minuten lang, sage mein Mantra auf, dann geht's los.
Manchmal gewinne ich, meistens das Fingerfood. Aber ich werde nicht aufhören, an mich zu glauben. Ich weiß, ich kann das schaffen. Und jedes Mal, wenn ich es geschafft habe, dass das Essen nicht auf meiner Kleidung, sondern in meinem Magen gelandet ist, fühle ich mich euphorisch, triumpherfüllt und glücklich.
Was aber auch daran liegen kann, dass ich während dieser ganzen Prozedur das ein oder andere Glas Sekt auf leeren Magen getrunken habe.
Ach, was soll's. Anlässe, wo Sekt und ach so praktisches Fingerfood gereicht wird, sind ohnehin meistens so gerade eben noch unter meiner selbst aufgestellten Spießigkeitsgrenze.
Auf meiner Hochzeit wird es kein Fingerfood geben. Sondern nur Sekt. So einfach ist das.
So einfach? Hatte ich schon erwähnt, dass ich es enorm schwierig finde, ein volles Glas von einem Tablett zu nehmen ohne dabei nicht mindestens ein halbes Dutzend anderer voller Gläser mitzureißen?
Aber das ist ein anderes Thema.
Lazy Sunday.
Endlich mal wieder in einem Buch versinken, in eine andere Welt abtauchen. Hab schon fast vergessen, wie sich das anfühlt. Wundervoll.
ebee am 20. November 11
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Der Blick
Ich fühle mich von meinem Nachttisch beobachtet.
Und nicht von meinem Nachtisch.

ebee am 19. November 11
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Neulich habe ich mir an einer Banane die Zähne ausgebissen.