Jetzt, wo Weihnachten immer näher rückt, trinke ich gerne mal eine Tasse Tee. Denn Tee beruhigt ja bekanntlich Geist und Körper. Bei mir hingegen führt Tee oft zu spontanen Schweißausbrüchen und Stresssituationen. Das liegt nicht am Vorgang des Tee-Trinkens selbst, sondern einzig und allein an der Auswahl der Teesorte.
Wenn ich morgens noch halb blind in die Küche stolpere und Lust auf etwas warmes Flüssiges verspüre, steuere ich auf meine bescheidenes Tee-Sortiment zu und versuche, mich für eine Sorte zu entscheiden. Klingt schwieriger als man denkt. Denn heutzutage scheinen die Teenamensgeber alles daran zu setzen, den potentiellen Teetrinker durch klangvolle kreative Namen für sich zu gewinnen und holen sich ihre Inspiration sonstwoher, nur nicht, was am Naheliegendsten wäre, aus der Geschmacksrichtung.
Ich stehe also vor schätzungsweise acht Teesorten, alle in farbenfrohen Packungen und mit schwungvollem Schriftzug. Der erste Name fällt mir ins Auge: Morning Time. Na, das klingt doch vielversprechend, denke ich, und will schon danach greifen. Aber plötzlich halte ich inne. Morning Time? Ich zwinge meine Augen dazu, das Kleingedruckte unter dem Teenamen zu lesen. Ist auch auf Englisch. Natürlich. Anscheinend ist die deutsche Sprache nicht dafür geeignet, die Geschmacksexplosion Tee zu beschreiben. Kurz zusammengefasst: Morning Time - wärmend und energiebringend zugleich, für einen wunderbaren Start in den Tag. Klingt immer noch überzeugend. Fast zu überzeugend. Plötzlich quälen mich nagende Zweifel. Was, wenn der Tee nicht das hält, was er verspricht? Was, wenn ich zu viel erwarte, die Erwartung nicht erfüllt wird und der Tag schon mit einer Enttäuschung beginnt? Auf solche Gedanken bringt mich eine scheinbar harmlose Teeverpackung.
Ich werde mir doch wohl von dem Teenamen nicht vorschreiben lassen, wann ich ihn zu trinken habe.
Denn es geht ja noch weiter mit den dominanten Namen. Relax. Revitalise. Night Time.
Kurz spiele ich mit der Idee, allein schon aus Protest morgens Night Time und abends Morning Time zu trinken. Der Gedanke lässt mich schmunzeln. Aber mein Blick auf die Uhr holt mich wieder brutal in die Realität zurück, in der es weitaus wichtiger Hindernisse als eine simple Tasse Tee zu bewältigen gibt.
Zum Glück ist bald Weihnachten. Dann werde ich all die noch ungeöffneten Teepackungen verschenken und damit anderen Leuten das Kopfzerbrechen überlassen.
Und sollte ich trotzdem Lust auf etwas Warmes am Morgen verspüren: Heißes Wasser tut's wohl auch. Egal, ob morgens oder abends.
und ich mag deine Texte sehr. =)
Also wenn ich mich mit etwas so einigermaßen- ein bisschen- objektiv betrachet- auskenne, dann ist das Tee
Ich habe einen Schrank in meiner Küche, der quillt über vor dem Zeugs.Tee, Teetassen, Teefilter... einfach allem was mit "T" beginnt.
Und ich empfehle dir: kaufe nur noch losen Tee, also den richtigen, mit den Blättern und so- anstatt diesen Krümeln die in den Beuteln verkauft werden und so dämliche Namen tragen.. siehe Darm-Care! :)
Du wirst dann merken, dass du nie mehr etwas anderes wollen wirst!
Nein, die Tee-Industrie hat es sich mit mir verscherzt. ;-) Ich trete in Tee-Streik. Ich werde bekennende Tee-Abstinenzlerin. Ich werde eine Anti-Tee-Kampagne starten.
Und im Herbst komme ich dann wieder zurückgekrochen zu meiner Tasse Tee, ich kenn mich ja.
Konsequenz sieht ander aus- aber ich nehme an, ich sage dir nichts neues!
Beschwer dich aber nicht, wenn bis Herbst die Namen dieser neumodischen Sorten noch verwirrender sind als heute schon! Wer nicht hören will muss fühlen! :-)
Und wer sagt mir, dass der lose Tee nicht ebenso kreative, nichts- und allessagende Namen hat?
Wirkliche Konsequenz wäre selbstgemachter Tee à la Brennnessel- oder Ingwertee.
Brennnessel wirklich mit drei "n"? Muss das sein?
Das sagt dir niemand, doch jetzt kommt das große aber: bei losem Tee schmeckt der Inhalt wenigstens eindeutig und unverkennbar, ganz gleich wie bescheuert der Name auch sein mag
Bei dem Zeugs in den Beuteln weiß man nach 10 Minuten nicht mehr, was genau man eben zu sich genommen hat
(außer natürlich bei den klassichen Sorten, Minze, Fenchel, etc).
Schreibt man Brennessel heutzutage mit drei "n"? Das glaub ich nicht- und wenn: ignorieren, konsequent ignorieren!
O ja, konsequente, vollkommen rücksichtslose Ignoranz. Klingt nach einem guten Schlusswort für heute.
"Ignoranz ist-ganz ohne Umschweife, im Angesicht dieser Unbarmherzigkeit- des Pudels Kern" würde Herr von Bülow sagen
Jawohl, ein schönes Schlusswort!