Dienstag, 13. Dezember 2011
Ich finde die Vorschläge-Funktion bei Google großartig. Sie führt manchmal zu sehr amüsanten Ergebnissen und tiefgreifenden Erkenntnissen.
Gerade habe ich "Philip Poisel" eingegeben. Ich war noch nicht fertig, da kam schon als Vorschlag "Philip Poisel Sprachfehler". Stimmt, jetzt, wo ich so darüber nachdenke. Bisher nahm ich immer an, er würde absichtlich so undeutlich - nein, undeutlich ist das falsche Wort - so nasal - nein, das trifft es auch nicht - sprechen, um wie Jan Delay zu klingen. An die Möglichkeit eines Sprachfehlers hatte ich gar nicht gedacht. Aber wenn man jetzt mal genau hinhört...
Ich stöbere ein bisschen und stoße auf Bilder und Videos des Künstlers. Warum habe ich das bis jetzt noch nicht gemacht? Weil ich seine Musik gut fand, alles Weitere hat mich nicht interessiert. Aber jetzt habe ich einen eher unsympatischen Eindruck von seiner Person und werde die Lieder, wenn ich sie überhaupt noch hören will, wohl mit anderen Ohren hören.
Ich wusste gar nicht, dass ich so oberflächlich bin.
Ich finde die Vorschläge-Funktion bei Google völlig überflüssig.
Jetzt, wo Weihnachten immer näher rückt, trinke ich gerne mal eine Tasse Tee. Denn Tee beruhigt ja bekanntlich Geist und Körper. Bei mir hingegen führt Tee oft zu spontanen Schweißausbrüchen und Stresssituationen. Das liegt nicht am Vorgang des Tee-Trinkens selbst, sondern einzig und allein an der Auswahl der Teesorte.
Wenn ich morgens noch halb blind in die Küche stolpere und Lust auf etwas warmes Flüssiges verspüre, steuere ich auf meine bescheidenes Tee-Sortiment zu und versuche, mich für eine Sorte zu entscheiden. Klingt schwieriger als man denkt. Denn heutzutage scheinen die Teenamensgeber alles daran zu setzen, den potentiellen Teetrinker durch klangvolle kreative Namen für sich zu gewinnen und holen sich ihre Inspiration sonstwoher, nur nicht, was am Naheliegendsten wäre, aus der Geschmacksrichtung.
Ich stehe also vor schätzungsweise acht Teesorten, alle in farbenfrohen Packungen und mit schwungvollem Schriftzug. Der erste Name fällt mir ins Auge: Morning Time. Na, das klingt doch vielversprechend, denke ich, und will schon danach greifen. Aber plötzlich halte ich inne. Morning Time? Ich zwinge meine Augen dazu, das Kleingedruckte unter dem Teenamen zu lesen. Ist auch auf Englisch. Natürlich. Anscheinend ist die deutsche Sprache nicht dafür geeignet, die Geschmacksexplosion Tee zu beschreiben. Kurz zusammengefasst: Morning Time - wärmend und energiebringend zugleich, für einen wunderbaren Start in den Tag. Klingt immer noch überzeugend. Fast zu überzeugend. Plötzlich quälen mich nagende Zweifel. Was, wenn der Tee nicht das hält, was er verspricht? Was, wenn ich zu viel erwarte, die Erwartung nicht erfüllt wird und der Tag schon mit einer Enttäuschung beginnt? Auf solche Gedanken bringt mich eine scheinbar harmlose Teeverpackung.
Ich werde mir doch wohl von dem Teenamen nicht vorschreiben lassen, wann ich ihn zu trinken habe.
Denn es geht ja noch weiter mit den dominanten Namen. Relax. Revitalise. Night Time.
Kurz spiele ich mit der Idee, allein schon aus Protest morgens Night Time und abends Morning Time zu trinken. Der Gedanke lässt mich schmunzeln. Aber mein Blick auf die Uhr holt mich wieder brutal in die Realität zurück, in der es weitaus wichtiger Hindernisse als eine simple Tasse Tee zu bewältigen gibt.
Zum Glück ist bald Weihnachten. Dann werde ich all die noch ungeöffneten Teepackungen verschenken und damit anderen Leuten das Kopfzerbrechen überlassen.
Und sollte ich trotzdem Lust auf etwas Warmes am Morgen verspüren: Heißes Wasser tut's wohl auch. Egal, ob morgens oder abends.