Es gibt Menschen, die sich ständig allen mitteilen müssen. Denen jeder zuhört. Die es lieben, angesehen und angehört zu werden. Die es brauchen. Die stolz darauf sind, mit jedem klarzukommen. Es gibt Menschen, die brauchen immer Andere um sich herum. Die in Gesellschaft aufleben. Die in Gesellschaft leben. Smalltalk-Künstler, Alle-Kenner, Stille-Hasser.
Menschen, die sich ohne Weiteres anderen anvertrauen können. Die frei und ungezwungen über ihre Probleme, Gefühle und Gedanken reden. Die Gespräche brauchen wie die Luft zum Atmen.
Und dann gibt es Menschen, die erst auf den zweiten Blick wahrgenommen werden. Die manchmal gar nicht wahrgenommen werden. Die es aber auch nicht stört. Nachdenker, Beobachter. Menschen, die sich viele Gedanken machen, aber nicht darüber sprechen. Die sich manchmal ihre eigene Welt erschaffen, weit weg von allem. Die Hemmungen haben, einfach drauf los zu reden. Die sich nicht vorstellen können, dass jemand sich für ihre Gedankengespinste interessieren könnte. Menschen, die vielleicht enttäuscht worden sind. Die immer wieder enttäuscht worden sind und sich nun lieber zurückhalten, um sich selbst zu schützen. Menschen, die zuhören, besonders sich selbst. Denen die Welt viel zu schnell ist. Die in Gedanken versinken können. Die in Musik versinken können. In sich selbst versinken können. Menschen, die die Kunst beherrschen, das Alleinsein zu genießen. Die mit der Zeit gelernt haben, dass sie sich selbst ein guter, wenn nicht sogar der beste Zeitgenosse sind. Die nichts von Smalltalk halten. Die nur reden, wenn sie möchten, wenn es vielleicht nicht anders geht. Die früher, ganz früher mal, neidisch auf die anderen Menschen waren, die wie selbstverständlich Kontakte knüpfen und pflegen. Die sich jetzt aber nicht mehr wünschen, anders zu sein, da sich sich selbst genug sind. Eigenbrötler, Träumer, Einzelgänger. Genau wie ich.
Well on the way, head in a cloud,
The man of a thousand voices talking perfectly loud...
Es muss aber noch mindestens eine dritte Sorte geben.
Mindestens.
Das sollte auch nur zwei gegensätzliche Extreme des klassischen Schubladendenkens darstellen.
Ich habe mir einen intertextuellen Bezug erlaubt.
Finde ich echt total schön geschrieben!
Ich bin auch von der 2. Sorte;)
Danke. Tut gut, das zu hören.
Ja! Das Schwerste war tatsächlich zu begreifen, das sich der Neid gar nicht lohnt.
Sehr sehr schön und sehr wahre Worte. Leider versteht das nicht jeder und setzt "allein sein" mit "Einsamkeit" gleich, mit etwas negativem
Der Mensch redet viel zu viel und sagt dabei viel zu wenig
Und viele trauen sich vielleicht gar nicht, mit sich allein zu sein.
Das sowieso nicht...so viele Menschen sind ständig in Gesellschaft anderer, irgendwo unterwegs, stehen ständig unter Strom, nur um diesem Moment zu entfliehen.... dem Moment in dem sie sich mit sich selbst auseinander setzen müssen, dem Moment in dem sie merken, dass sie mit sich allein rein gar nichts anfangen können!
Oder der Moment, in dem sie merken, dass sie sehr wohl was mit sich allein anfängen könnten und sich fragen, warum sie es bis jetzt noch nicht gemacht haben.
Dann besteht wenigstens noch Anlass zur Hoffnung ;)