Samstag, 16. Januar 2021
Die Vergangenheit
liegt in meinem Postfach.
Hallo, hier bin ich.
Wünscht an Heiligabend scheinheilig frohe Weihnachten.
Und hinterlässt im letzten Satz erwartungsvoll
Pünktchen Pünktchen Pünktchen. Püntktchen.
Soll nicht da sein. Punkt.

Jahre, die ich streichen würde, wenn ich könnte. Über die ich schweige. Was dich nicht umbringt. Alle Kontaktkanäle schon längst gekappt, und doch ist sie da. Durch eine Lücke gerutscht.
Du hast mich doch nicht etwa vergessen, oder?
Vorsichtiges Vortasten, heuchlerische Neutralität, katapultierst dich selbst wieder ganz weit ins Aus.
Bitterer Beigeschmack.Will dich nicht schmecken.
Nicht sehen. Nicht hören. Hör auf.
Du hattest deine Zeit. Und bevor ich die Orte aufsuche, an denen ich dich zufällig treffen könnte, muss noch so viel davon vergehen.

Alles ist so viel besser jetzt. Wenn du wüsstest. Dem Drang widerstehen, auf dich einzugehen, dir zu antworten, dir Worte ins Gesicht zu schleudern.
Hallo Vergangenheit, es war nicht alles schlecht? Oh doch. Ich habe es nur nicht gesehen. Manchmal sehe ich dich. Wenn ich träume. Wenn ich aufwachen will. Wenn du selbst im Traum noch haargenau du bist. Engstirnig, überheblich, zu sehr von dir überzeugt. Das Herz am falschen Fleck. Weil bei dir alles verdreht ist und du alles verdrehst. Tatsachen, Erinnerungen, Meinungen. Manipulativ und machthungrig. Glaubst nicht an die Wahrheit.
Die Wahrheit ist: Ich habe so viel gelernt ohne dich. Über mich. Es kann leicht sein, stell dir vor. Oder zumindest leichter.

Ich wünsche dir, dass du auf der Stelle stehst. Dass deine Wünsche Wünsche bleiben. Dass du dich nie verändern und nie glücklich wirst. Dass du totgeschwiegen wirst. Denn das hältst du nicht aus.

Und weil du ungefragt so provokant freundlich aufploppst, und nicht merkst, dass es dadurch nicht besser, sondern nur noch schlechter wird, mache ich genau damit weiter.